Frühlingsbarometer - Rückblick und Ausblick
Wohin geht die Reise im Containerverkehr? ConTraiLo wirft einen Blick auf aktuelle Prognosen! Das letzte Jahr war für die Containerbranche wohl vor allem wieder eins: durchwachsen.
Jedoch zeigt sich nun mit den ersten Jahresbilanzen in mehreren Fällen durchaus ein positiver Rückblick– wenn auch in erster Linie mit Blick auf das Mengenwachstum, während sich die Einnahmen und Kosten bei einigen nach wie vor als Herausforderung erweisen. Und die Prognosen für das neue Jahr fallen positiv aus – mit einem „Aber“.
In den Häfen der Rotterdam-Le-Havre-Range wurden 2016 z. B. laut Zahlen der Jahrespressekonferenz des Hamburger Hafens in vier der sieben Häfen mehr Container umgeschlagen als im Vorjahr. Demnach bewegten die Standorte insgesamt 41,23 Mio. TEU. Auch Terminalbetreiber PSA International Pte Ltd. (PSA) vermeldet mit 67,63 Mio. TEU ein um 5,5 Prozent verbessertes Umschlagergebnis. Die Eurogate-Gruppe erreichte mit 14,6 Mio. TEU an elf Standorten ein Ergebnis auf Vorjahresniveau. Auf der Wasserseite berichtet z. B. Mærsk Line von einem Minus von mehr als 1,6 Mio. US-Dollar, verbuchte dabei aber gleichzeitig mit 10,415 Mio. FFE, also 20,83 Mio. TEU, über neun Prozent Mengenwachstum.
Jetzt, im Frühjahr, stehen nicht nur die Bilanzen des Vorjahres, sondern auch die Tendenzen für das aktuelle Jahr und die kommenden Jahre im Fokus. Im neuesten World Trade Outlook Indicator (WTOI) der Welthandelsorganisation erreicht der Containerhafenumschlag z. B. mit 102 erneut einen Wert über dem mittleren Wachstumstrend. Dies deutet auf ein verstärktes Handelswachstum im ersten Quartal 2017 hin. Mærsk Line berichtet für 2017 z. B. ein Wachstum der Nachfrage in der Containerschifffahrt von etwa 2 bis 4 Prozent und spricht von einer weiterhin herausfordernden Marktsituation.
Auch das International Transport Forum (ITF) hat erst kürzlich den neuen ITF Transport Outlook veröffentlicht. Kapitel drei des Berichts beschreibt u. a. die mögliche Entwicklung maritimer Containerverkehre und der Kapazitäten in Containerhäfen. Dabei zeigen die ITF-Vorhersagen, dass eine Verdreifachung des internationalen Handelsvolumen bis 2050 immer noch denkbar ist – inklusive einem enormen Anstieg der CO2-Emissionen. Das Wachstum hängt aber von vielen Voraussetzungen ab, deren Entwicklung sich schwer vorhersagen lässt. Es deute sich z. B. an, dass die auf den internationalen Handel bezogenen Containerverkehre im „High- Szenario“ des Berichts 2030 bis 73 Prozent steigen könnten. Dies würde dann bis 2030 zu über 1 Mrd. TEU und bis 2050 zu fast 2,2 Mrd. TEU führen. Da es bereits zahlreiche Pläne für Hafenerweiterungen gibt, stellt der Bericht des Weiteren heraus, dass es scheint, dass in den meisten Regionen bereits genügend Kapazität für Containerhäfen geplant ist. Mehrere Regionen scheinen sogar überplant.
Mit Blick auf die Nachfrage – besonders für Containerhäfen, neue Geschäftsmodelle, Schiffsgrößen und Routen – gibt es zahlreiche Unsicherheiten. So wurde z. B. für den Bericht der Einfluss von Änderungen im globalen Handel auf das Schifffahrtsnetzwerk nicht berücksichtigt. Geplante Projekte, wie der Kra- oder Nicaragua-Kanal, die nördliche Seeroute oder Langstrecken-Schienenkorridore, könnten aber ab bestimmten Zeitpunkten zu Alternativen werden. Thematisiert werden auch die Auswirkungen der Megaschiffe und der zunehmenden Allianzen. Der damit einhergehende Charakterwandel der maritimen Industrie hat einen Dominoeffekt auf die gesamte Lieferkette. So führt die höhere Konzentration zu einer größeren Verletzlichkeit. Bereits in den letzten vier Jahren ist demnach die Zahl der wöchentlichen Asien-Europa-Dienste von 38 auf 33 sowie die Zahl der direkten Hafenpaare zwischen Asien und Europa von 560 auf 490 zurückgegangen. Die Folge: Immer mehr Terminals haben weniger Ladung – manchmal gar keine mehr – und eine hohe Abhängigkeit der Häfen von teilweise nur einer Allianz.
Der ITF-Report sieht daher insbesondere für Langzeitplanungen das Wissen und Verstehen möglicher Konsequenzen der sich entwickelnden Trends als unerlässlich an. Dies wird mehr Flexibilität erfordern und auch mit Blick auf Hafen- und Hinterlandinfrastrukturen Raum für Anpassungen lassen. Den vollständigen Bericht hierzu und die insgesamte erwartete Verkehrsentwicklung gibt es beim ITF.
Ausblick-Fazit: Der Blick auf die Zukunft der Containerverkehre fällt also durchaus positiv aus. Gerade mit Blick auf die Mengen wird Wachstum erwartet – so könnte sogar eine Verdreifachung bis 2050 nach wie vor möglich sein. Allerdings gilt es, dabei die Entwicklungen stets im Auge zu behalten, um rechtzeitig reagieren zu können. Denn bei der engen Verzahnung kann schon eine kleine Änderung einen neuen Kurs vorgeben.